Bettina Lockemann
e p / 2006 / k.
28 s/w Fotografien, 20 x 30 cm, 2006/2007
Bettina Lockemann fotografierte im Europäischen Parlament in Brüssel und versuchte, der Arbeit der EU-Parlamentarier auf die Spur zu kommen. Durch die Recherche innerhalb des Verwaltungsapparats wurde klar, dass die Prozesse der Parlamentsarbeit und deren bürokratische und politische Strukturen auch vor Ort nicht fassbar werden, undurchsichtig bleiben. Bettina Lockemann fotografierte leere Gänge und Räume, Ausschnitte von Gesprächssituationen, Interviews und Pressekonferenzen, die fragmentarisch bürokratische Arbeitsprozesse andeuten und deren Undurchsichtigkeit dokumentieren. Die Unzugänglichkeit, der verwehrte Zugang zu bürokratischen Strukturen und die Verlorenheit in diesen Systemen erinnert an Franz Kafkas Roman „Das Schloss“. Bürokratie neutralisiert die Wirklichkeit durch spezifische Behördensprachen, die erstmals Emotionen und subjektive Positionen eliminieren und einen Regelstandard einführen. Behörden sind eine der Schnittstellen zwischen Regierung und Bevölkerung: Zugang erhält, wer das richtige Dokument besitzt oder ausgefüllt hat, es ist die Eintrittskarte in die symbolische Ordnung. Haben politische Arbeitsprozesse nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun, obwohl sie Wirklichkeit konstituieren? Bettina Lockemann setzt die Intransparenz komplexer parlamentarischer Arbeitsweisen atmosphärisch um und schafft ein fiktives Protokoll parlamentarischer Wirklichkeit.
1971 in Berlin geboren, lebt und arbeitet in Köln